Zwischen Katzenpippikaffee und Eigenurintherapie

Wenn ich durch den digitalen Dschungel streife, begleitet mich immer öfter ein dumpfes Störgefühl.
Überall gibt es Ratschläge. Die besten Tipps für Sichtbarkeit im Web, die beste Art Blogartikel zu schreiben, 41 Headlines, die dir den Weg in den Himmel (H1 bis H2) bescheren, die besten Möglichkeiten dich selbst – anhand einer Eigenurintherapie – zu verstehen. Tipps, Coaches für alles, Ratgeber, Videosessions, Experten und solche, die es sein möchten, wollen mein Hirn assimilieren und mir vorgaukeln, sie wüssten besser als ich, wie mein Leben aussehen sollte.
So weit ok. Online. Im Netz. Im Internet.

Leider treffe ich im echten Leben aber auch auf immer mehr Menschen, die mir erzählen, sie gingen am Montag zur Selbsthilfegruppe „Wie erziehe ich meine Kinder ohne Süßigkeiten“, Dienstag zu „Das Leben mit und ohne Mann – es kann einfach sein“, um im Anschluss noch zum superneusten Trendforschung-Coworking-Meeting zu erscheinen. Man muss ja schließlich auf dem Laufenden bleiben bei den ganzen Trends im Bereich Food und Style und wasweißichnochalles. Zwischendurch muss man/Frau natürlich noch in der angesagten Ausstellung (hier die kurze Erklärung – es geht um diese unfassbare Tattoo-Aktion im NRW-Forum – Kinder, gehts noch?), der neusten Location und dem hippsten Trödelmarkt der Stadt gewesen sein. ACHTUNG: Hier zieht sich meine Gesprächspartnerin mit Augenrollen eine halbe Packung Rennie gegen Sodbrennen rein und wundert sich auch noch, dass sie körperliche Beschwerden hat. Ja. Äh.

Toastkonformes Toilettenpapier ist bestimmt hipp!

Wenn ich es darauf anlegen würde, könnte ich heraus finden, wie ich am besten morgens per Smart-Wake-Up auf die Toilette komme, welches Toilettenpapier zu meinem Toast konform geht, wo ich den angesagtesten Katzenpippiekaffee erwerben kann und und und … blablabla.
Erschreckend, dass zumeist Frauen die Zielgruppe sind. Ok. Außer bei dem Katzenpipikaffee. Da hört es bei der weiblichen Bevölkerung wohl auf.

Wenn ihr euch nun die Mühe macht und etwas tiefer in die einzelnen „Profiseiten“ einsteigt, merkt ihr schnell, dass sich da mindestens 80 % Vollhonks rumtreiben. Hoffe ich zumindest. Neulich las ich auf einer Internetseite (ich nenne sie hier nicht) 20 Tipps zur irgendwas durch. Ich las. Bis zur 10. Ok. Bis zur 20. Dann rückte ich den Stuhl vom Schreibtisch, legte den Kopf schief und ging mal tief in mich. 15 Tipps von 20 waren mit einem gesunden Menschenverstand absolut logisch zu erklären. So von selbst. Was jeder in seinem Innersten weiß. Das macht man aus dem Bauch heraus schon richtig. Und trotzdem. Fehlt uns allen ein bisschen mehr der Glaube an uns selbst?

Eigene Entscheidungen. Das geht?

Ich bin jetzt über 50 und wenn ich es mir überlege, habe ich oft intuitiv gute Entscheidungen getroffen. Ich musste mir z. B, keine professionelle Hilfe bei meinen Bewerbungen suchen. Ich wäre noch nicht einmal auf die Idee gekommen, dass so etwas notwendig ist. Ich bin doch ich. Und wer mich nicht will, der soll es sagen. Haben sie dann ja auch. Und dann? Ab zur Selbsthilfegruppe 451? Nein. Aufstehen, Krönchen zurecht rücken, weiter laufen. Nächste Erfahrung sammeln. Na klar war ich für einen guten Rat dankbar. Von Freunden und der Familie. Ich kann diese Ich-hole-mir-überall-und-nirgends-Hilfe-Mentalität einfach nicht verstehen.
Genau so wenig die anscheinende Sucht nach dem immer Neusten, Angesagtesten und „most Trend“ in town. *gähn

Warum geht ihr nicht einfach mal in euch. Macht einen Spaziergang im Wald und hört auf eure innere Stimme. Auch im Alltag. Fragt euch, warum es Situationen gibt, die ihr als unangenehm empfindet. Die Antwort ist in den meisten Fällen: weil euch etwas stört. Also, was stört euch? Erkennen und ändern. Fertig. Sich wohl fühlen heißt doch auch, auf die innere und eigene Stimme zu hören. Und wenn ihr denkt, ihr benötigt eine frische Meinung, vielleicht von außen, dann findet den Coach, der für euch richtig ist. Es gibt sie. Die richtig guten Coaches. Die meisten fand ich auf dem CoachCamp Köln. :o) Und in Hamburg. Hach! Bei Birgit Dierker.

Aber es gibt auch nichts Befreienderes als zu sagen: ICH möchte es aber „so und so“ haben. Nicht grün, nicht eckig, nicht schnell und nicht so wie DU es willst. In meinen Augen durchaus ein Frauenproblem. Das wissen wir. Und nicht erst seit heute.

Es kann tatsächlich einfach sein. Und auch gar nicht schlimm „normal“ zu sein. Verrückt, oder?

Verdammt. Jetzt habe ich schon mindestens gegen 5 Regeln eines Blogbeitrags verstoßen. Viel zu lang. Wenige Zwischenheadlines, keine aussagekräftigen Bilder Seite. Viel zu viele Füllwörter Zu lange Sätze, kein SEO-fähiger Seitentitel. Ihr habt es trotzdem gelesen.

Macht mehr aus dem Bauch heraus!

Titelbild, weil es gerade so gut passte: Mica Abel. Dankeschön. :o)

2 Gedanken zu „Zwischen Katzenpippikaffee und Eigenurintherapie“

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