Hallo Mister N.!

Darf ich vorstellen?
Das ist „Mister N.“. Seines Zeichens Neanderthaler erster Güte, höchst sympathischer Empfangsherr und berühmtes Aushängeschild im Neanderthal Museum. Ich kann euch sagen … ein echter Womanizer. :) Da schmolz mit Sicherheit jedes Neanderthal-Mädchen (diese Billy-Idol-Lippe *hach) dahin.
Ein wenig Eitelkeit scheint aber auch er in sich zu tragen. Wenn ich mir nämlich die Fotos auf der Internetseite des Museums betrachte, ist die Frisur mit Sicherheit einem Fremdstyling unterzogen worden. Niedlich!

Letzten Freitag machte ich mich auf zum um die Ecke von Erkrath liegenden Neanderthal Museum. Das äußerst feine Wetter bot eine gute Voraussetzung zur Erkundung des  Außengeländes. Letztes Jahr war ich mit der Agentur schon dort gewesen, hatte aber nur mein iPhone dabei und auch im Grunde gar nicht viel Zeit für Fotos. Trotzdem hatte ich ein paar klare Favoriten und einen guten Eindruck vom Museum gewonnen. Ich weiß nicht, wie lange es das Museum schon gibt aber irgendwo in meinem Hirn hatte ich es als verstaubt und langweilig abgespeichert. Dem ist mitnichten so!!!
Seitdem wollte ich immer mal wieder hin und da meine Rubrik „Ist das Kunst oder kann das weg“ gefüllt werden möchte, gibt es heute kleine fotografische Eindrücke aus dem Neanderthal.

Da ich mich vorher mit Sebastian Hartmann verständigt hatte, wurde ich herzlich mit den Worten „Ah, die Bloggerin“ empfangen. Darüber musste ich lächeln. Wenn ich mir eine Bloggerin vorstelle, dann ist das mit Sicherheit so eine hippe, junge Frau mit MacBook unter dem Arm und Coffee-to-go in der Hand. *g* Ich hatte nur meine Kamera aber nichts dagegen so betitelt zu werden. Im Grunde recht cool. Ich fühlte mich 20 Jahre jünger.

Die Dame am Empfang empfahl mir mit der Fundstelle zu beginnen und so machte ich mich auf den Weg.

 

Vorbei an der idyllischen Düssel führte der kurze Weg mich zum Eingang. Ich zeige euch jetzt nur ein paar Bilder und verzichte auf große Erklärungen, denn ihr möchtet ja sicherlich nicht alles vorher verraten bekommen, falls ihr geplant habt, dem Museum noch einen Besuch abzustatten. Hier, wie überall im Museum gibt es Andockstellen für euren Kopfhörer, wo ihr euch die Infos holen könnt, die ihr benötigt. Den Audioguide könnt ihr übrigens auch auf euer eigenes Anhörgerät laden.

 

Auf dem Weg zurück kam mir natürlich die Architektur und das Äußere vor die Linse. Dummerweise hatte ich meinen Weitwinkel vergessen. Ein Fehler, denn in den Innenräumen hätte ich ihn wirklich gebrauchen können. So musste mein Lensbaby  und das 50 mm herhalten, was aber ganz ok war. :o)

 

Natürlich war ich auf die Sonderausstellung gespannt wie ein Flitzebogen. MAMMUUUUTS! :O)

 

Nix wie rein!
Vorbei an Knochen und echten, kleinen aus-dem-Eis-geholt-Mammuts ging es zu Manni (nur mein MusterMammutName, denn es handelt sich mit Sicherheit um ein weibliches Exemplar) und seinem Mammutbaby.
Manni  war groß. Aber ich bin ja ehrlich … ich hätte mir Mammuts größer vorgestellt. Das kann durchaus daran liegen, dass mein Größenverständnis nur von eiszeitlichen Trickfilmsäbelzahntigern in Relation zu Faultieren, Babies und mürrischen Mammuts geprägt ist. Manni ist ungefähr so groß wie ein Elefant. In jedem Fall aber besser frisiert. :)

 

Anschließend ging es in die normale Ausstellung. Hier hatte ich, wie oben erwähnt, schon ein paar Fotohighlights im Sinn. Das erste war die Sanduhr.
Der Strom der Zeit und die Evolution wird auf eine richtig tolle Art erklärt. Nämlich mit Hilfe eben dieser Sanduhr.

Für jedes Korn, was hier fällt, vergeht ein Jahr. In einer Sekunde fallen über 100 Körner und unser Lebenszyklus scheint nur ein Wimpernschlag im Zeitgefüge zu sein. Mehr verrate ich nicht. Es ist wirklich schön erzählt und gemacht.
Angelagert befindet sich die Ahnengalerie, wo ihr etwas über  Homo habilis, Homo erectus, Homo neanderthalensis und Homo sapiens erfahren könnt.

 

Ich war wirklich beeindruckt von der Qualität der Nachbildungen. Schon Mister N. zeigt sich so menschlich und echt. Hier geht es auf dem selben Niveau weiter. Wer Pappkameraden á la Phantasialand erwartet, wird überrascht sein. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich unter der Haut das pulsierende Blut erkennen und musste mich ständig zusammenreißen, um nicht mal eben anzufassen. Selbst auf den Bildern, in denen ich nah heran zoomen kann, erscheinen mir alle Figuren unglaublich echt.

 

Mein zweites Highligt war das menschliche Ersatzteillager. Hübsch aufbereitet hängt hier an Fäden, was ihr euch in euren Körper implantieren lassen könnt. Und das ist wirklich nicht wenig. Mein Fotoherz schlägt natürlich wegen der Farben und grafischen Anordnung höher.

 

Auch diverse Utensilien, die zur echten Menschwerdung gehören, dürfen nicht fehlen. Heavy-Do-It-Yourselfer waren anscheinend schon immer gefragt. Ob es so was wie ein Steinzeit-Hornbach gab? JippiJaJaJippieJippiYeah!

 

Hier könnt ihr euren Kopf rein stecken und steht in der Neanderthal-Welt. Keine Sorge … für jede Homo-Sapiens-Höhe ist das passende Guckloch vorhanden.

 

Anschaulich: wie entsteht eine Population und was sind eigentlich Erbinformationen?

 

Sehr rührend und einfühlsam ist auch die Geschichte über die ersten Bestattungen.

 

Und nun zu meinem ganz persönlichen Lieblingsmotiv. Ein bisschen ekelig, das gebe ich zu. Aber schon als Kind hat mich alles fasziniert, was mit dem Thema Gehirn zu tun hat. Bzw. war ich erst natürlich immer geschockt, wenn Dr. Mabuse & Co. diese graue Masse in den Händen hielt. Mit der Zeit gewann aber die Faszination überhand. Dieses Ding in den Köpfen, das alles steuert liegt da so einfach (wie in den ekligen SW-Filmen) in einem Glas und wabbert vor sich hin. Ich weiß nicht genau, ob es echt ist. Ich hab mir das einfach mal vorgestellt und es sieht auch wirklich echt aus. Schauderhaft schön, oder?

 

Zum Abschluss nahm ich noch ein Wässerchen auf der Restaurant-Terrasse. Ich war allein. Um mich herum nur der hohe Wald und das Gezwitscher der Vögel. Unwillkürlich fragte ich mich, wie die Neanderthaler das wohl erlebt haben. Mehr Wald, mehr Vögel, Feuerstellen … schon verrückt. Vor lauter Sinnieren hab ich glatt vergessen, ein Bild zu machen. Typisch. Im Restaurant selbst hat man übrigens einen feinen Blick auf den Wald.

 

Und hier endet mein kleiner fotografischer Rundgang im Neanderthal Museum. Das obligatorische Self muss natürlich sein.

Ich schrieb noch ins Gästebuch, schaute mich ein wenig im Museumshop (sehr hübsche pinke Neanderthaler gibt es hier!) um und spazierte aus der Türe. Ein sehr kurzweiliger und informativer Fotonachmittag war das.

Kindern macht es hier großen Spaß. Hätte man mich früher hier her und nicht ins Römisch-Germanische-Museum zu Köln gezerrt (Leser meines alten Blogs, wissen, was ich meine. TRAUMA!), wäre mein Wissensdurst sicherlich früher erwacht. Für die Kleinen gibt es auch extra Audioguides, die alles kindgerecht aufarbeiten. Trotzdem … auch die Erwachsenen die sich hier umsehen, sollten sich ein wenig „Kind“ erhalten haben. Es gibt viel zu probieren und studieren. Ich könnte mir vorstellen, dass auch ihr dann öfter große Augen macht. :)

Außerdem auf diesem Wege meinen uneingeschränkten Respekt an die Damen und Herren am Eingang. Dieses Vogelgezwitscher im Tunnel würde mich persönlich ja in den Wahnsinn treiben.
Als etwas schwierig empfand ich das „orten“ der Steckplätze für die Kopfhörer. Die sind manchmal zu gut ins Geschehen integriert.

Ich werde sicherlich noch einmal mit meinem Weitwinkel zurück kommen. So hat das 50 mm mir gute Dienste erwiesen. Vielleicht nicht so spektakulär aber trotzdem wirkungsvoll. Erwähnte ich schon, dass es mein Lieblings-Objektiv an der MarkII ist? Ja, bestimmt. *g
Und dann hoffe ich noch, einen Blick in die Steinzeitwerkstatt werfen zu können. Die durften wir mit der Agentur besuchen aber davon habe ich, wie gesagt, keine Bilder. Im Außenbereich gibt es auch ein Wildgehege. Leider war ich zu spät und traf keine jagenden Säbelzahntiger mehr auf der Wiese an. :o)

Wenn euch jetzt noch interessiert, warum das Neanderthal Museum mit „h“ und das Neandertal ohne „h“ geschrieben wird, gibt es hier eine Erklärung.

 

Tschüß, Mister N.
Wir sehen uns!

 

12 Gedanken zu „Hallo Mister N.!“

  1. Besser als das Original. Jetzt habe ich tatsächlich Lust, doch noch mal hin zu gehen.
    Als ich mit der Family vor gut einem Jahr dort war, ging es dort sehr, sehr lebhaft zu. Auch erschien es mir z.T recht unstrukturiert, allerdings hat man auch nicht wirklich Ruhe sich auf die Infos einzulassen, wenn man permanent von zwei Seiten zugetextet wird :-)
    Vermutlich sollte ich wirklich nochmal hingehen.

    • Andreas, es gibt dort wirklich sehr, sehr viel Information.
      Vor allem, wenn man Kids unterwegs ist. Für den Besuch solltest du dir mindestens 3-4 Stunden Zeit nehmen. Eine Führung wäre vielleicht auch nicht verkehrt, wenn es dich wirklich interessiert.
      Ich selbst habe noch lange nicht alles gehört und gesehen.

      Ein Tipp: du kannst dir den Audioguide vorher runter laden und aufs Handy speichern.
      Das hat mir auch geholfen. Ich habe zum Teil beim schreiben des Artikels die Bilder geschaut und mir den Audioguide dazu angehört. VORHER wäre das natürlich noch besser gewesen.
      Dann hast du schon einen Vorsprung und kannst auch vor den Kids glänzen. *g* Papa weiß eben alles. :))))

  2. Toller Bericht in allen Belangen. Ich hatte das schon lange auf dem Tacho.
    Jetzt bin ich komplett überzeugt und zumindest ein Ticket mehr ist verkauft ;)

  3. Achso, die Hirn Fotos gefallen mir ausserordentlich gut.

    Ich denke Mammuts kommen uns so klein vor, weil auf den Illustrationen die man so kennt ja immer Urmenschen im Vergleich daneben stehen und die waren ja, wie du jetzt weist, nen Ticken kleiner als wir ;)

    • Vielen Dank!!! Freut mich wirklich sehr. Ich habe versucht, den Rundgang nachzuerzählen.

      Und klar … du hast wahrscheinlich Recht mit den Größenverhältnissen. So habe ich es noch nicht gesehen. Haha.

  4. Hallo Tanja,
    der Neandertaler sieht ein bißchen aus wie Onkel Albert. (ich zeig´dir mal ein Foto)
    Vielleicht sind doch ein paar entkommen und haben sich in Hassels angesiedelt.
    ansonsten wieder tolle Fotos- aber das bin ich ja bei dir gewöhnt…
    Liebe Grüße
    Udo

    • *kicher*
      So weit ich mich ÜBERHAUPT an Onkel Albert erinnern kann, würde ich sagen, die Nase könnte hinkommen.
      Und ja, eine Flucht könnte ich mir gut vorstellen. Nur … was hätte sie in Hassels begeistern können? Die Tönisstube vielleicht? UFFTATTAAA!
      „Isch sagen, wann Feierabend in der Höhle! Feieraaaamnd!“

      Schön, dass du hier gucken kommst. Da freue ich mich!!!
      :O)

  5. Eine wunderschöne Bildreportage! Ich habe es noch nicht ins Museum geschafft; die Bilder machen aber durchaus Lust – mit der angebotenen Bildgröße und der verbindenden Geschichte dazu; perfekt. Gratulation!

  6. Was für professionelle wunderschöne Fotos aus ungewöhnlichen Blickwinkeln! Das kann man sich gar nicht satt sehen!:)

Kommentare sind geschlossen.

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Tanja Deuss


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