1:5. Von Kisten, Kirchen und Handwerk

Malcom P. McLean, der nach meinen Recherchen als der Erfinder des gemeinen Containers gilt, hätte sich sicherlich nicht träumen lassen, dass seine wiederverladbaren Behältnisse einmal als kreative Kisten in einem Museum stehen.

Letzten Montag hatte ich erfreulicher Weise die Gelegenheit an einer Preview von CONTAINER ARCHITEKTUR im NRW-Forum teilzunehmen.

Es war meine dritte Preview dort und ich muss sagen, ich geniesse es sehr, wenn alles noch nicht so ganz fertig ist. Wenn die Farbeimer und Werkzeuge noch an den Exponaten stehen. Wenn die Gerüste in den Hallen über allem thronen und die Crew noch das letzte i-Tüpfelchen setzt, schleift, klebt, zeichnet, hämmert, nietet und verkleidet.  Wenn der Katalog quasi noch nicht ausgepackt  und alles neu und nach Farbe riecht.

Jetzt aber zu den kreativen Kisten. Zu Norm, Nutzung und vielen tollen Umsetzungs-Ideen.

Wieder einmal ging ich aus dem NRW-Forum und musste sagen: das ist doch mal was anderes. Sage ich immer. Ja, ja. Schon gut.

Die Container-Architektur-Idee ist vielleicht nicht neu aber in jedem Fall ist die Ausstellung mit ihren vielen Modellen im Maßstab 1:5 interessant gestaltet . Wie sie genau entstanden ist und was sich Werner Lippert dabei gedacht hat, findet ihr hier.
Ich persönlich fand die Ausstellung sehr interessant, weil sie die vielseitigen Einsatzarten des Containers aufzeigt. Und die kreativen Ideen, die rund um diese Kiste entstehen. Besonders spannend war für mich eine Kirche an der Autobahn (leider nicht als Modell vorhanden aber als Print an der Wand), ein transportables Lazarett (1 Unit) von Christoph Ingenhoven, das Brückenobjekt (Hoorn Bridge) von Luc Deleu, der Lottoturm von Lars Behrend und der Freitag FlagshipStore von Spiellmann Echsle.
Fotografisch hatten es mir die Durchsichten angetan. Ich mag ja kleine Figuren und verwinkelte Gänge. :) Das große Ganze und die kleinen Kleinigkeiten, die es erst möglich und aus machen.

Natürlich kann man nun sagen, dass es schon genug Normen gibt aber manchmal können sie ja durchaus sinnvoll sein. Außerdem bestechen diese Entwürfe durch ihre strikten grafischen Formen und ihre Schlichtheit. Sehr mein Ding. Wenn ich in Hamburg leben würde, dann wäre ich sicherlich ständig irgendwo am Containerhafen. Schließlich handelt es sich um bunte Kisten in diversen Knusperfarben.

Und ist es nicht interessant, dass in einer Welt, wo jeder „individuell“ und „einzigartig“ sein will, Ideen auf eine genormte Form umgesetzt werden?
Dieser Denkansatz ist für mich das spannende Moment. Kreativität und Norm erschaffen neue Individualität und räumliche Darstellung. Ist das auf andere Dinge umsetzbar? Bzw. können die Architekten der heutigen Zeit es leisten, eine Norm zum trotzdem individuellen Wohlfühl-/Arbeits-Objekt zu machen?
Entscheidet selbst, ob es etwas für euch ist. Hier gibt es außerdem einen 3-D-Rundgang durch die Ausstellung. Bei mir funktioniert er leider nur manchmal.

Und welche Erkenntnisse nehme ich außerdem mit?
1. Auch Norm kann kreativ sein.
2. Ich war noch nie in Paris und sollte, trotz Frau Schührmann endlich mal hin fahren.
3. Ich muss dringend zum Frisör.
4. Ein schwarzer Anzug macht noch keinen guten Fotografen.

 

 

Ich möchte mich an dieser Stelle außerdem mit wildem Armgefuchtel und Daumen-Hoch-Sprung bei der Dame bedanken, die mich immer wieder mit ihren Führungen durch das Forum begeistert.


Bei Mapplethorpe hing ich gebannt an ihren Lippen. Wußte sie doch so viel zu erzählen von Patti, Robert und dem Chelsea Hotel. Und wenn ich bis dahin noch nicht sicher war, ob ich dieses Hotel jemals besuchen würde, dann war ich es nach diesem Abend.
Wenn sie in ihrem Element ist, blitzen die Augen und der Funke springt über. Aber ihr Know-How lässt sie nicht an der langen Leine spazieren gehen, sondern sie ist zu jedem Besucher freundlich. Nie kommt mir bei ihren Führungen das Gefühl, ich hätte eh keine Ahnung von Kunst oder eine Frage wäre eine blöde Frage. Langeweile kommt schon gar nicht auf. Danke Frau Rita Schulze Vohren! Und eins sei hiermit bekräftigt: es handelt sich nicht um eigennützige Lobhudelei sondern um echte Begeisterung meinerseits für jemanden, der seinen Job so gut rüber bringt. Punkt. Das musste ich mal los werden. :)

Und nicht zu vergessen – die gesamte Crew (Foto von der Internetseite des NRW-Forums), die die Ausstellung gestemmt hat. So viel echtes Handwerk, so viele Betriebe aus Düsseldorf. Die Liste findet ihr hier.

6 Gedanken zu „1:5. Von Kisten, Kirchen und Handwerk“

    • Ja, das mag ich auch sehr. Es ist das Innenleben des Brücken-Objekts. Und wenn es als Modell schon eine so schöne Lichtbrechung hat, dann muss das Original noch besser sein. Ich würde gern mal durchgehen. Ist bestimmt eine Erfahrung. :o)

Kommentare sind geschlossen.

Knusperfarben

Fotografie & Grafikdesign
Tanja Deuss


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