Strawberry Fields forever! Aber bitte: „Make a Peace-Sign“!

Wer nach New York reist und sich ein wenig für Musik interessiert, wird sicherlich auch zu Strawberry Fields pilgern. Pilgern ist für einige Besucher dort der richtige Ausdruck, denn sie sitzen ehrfürchtig vor dieser Gedenkstelle. Einige haben Tränen in den Augen und große Erinnerungen im Kopf. Vielleicht an die erste große Liebe oder die erste kleinere Rebellion gegen die Eltern.
Ich spreche hier nicht von den Touris, die mal eben rasch vorbei kommen, ein Bild knipsen und wegen des großen Andrangs direkt das Weite suchen. Die Zahl dieser Besucher ist sehr groß. Nein, ich rede von den echten Fans. Davon gibt es in der Tat nicht sooo viele aber sie sind da.

Als wir Strawberry Fields 2008 das erste Mal besuchten, wurde sogar die Asche eines Verstorbenen dort ausgeschüttet. Sie alle wollen John nah sein.

Für mich ist das ein bisschen strange aber hey, wir haben/machen alle Dinge, die andere vielleicht nicht verstehen. So ist jeder auf seine Weise verrückt, denn wer will festlegen, was normal ist? Ich persönlich fände es sogar tröstlicher, wenn meine Asche im Central Park in die Luft gepustet wird als in einem dunklen Sarg unter der Erde zu liegen und zu vermodern. :)

Ich selbst habe keine engere Beziehung zu den Beatles. Vielleicht ein wenig zu John, denn ich erinnere mich, dass ich oft vor dem Radio hing und versuchte „Imagine“ aufzunehmen, während der dusselige Radiosprecher ständig in den Schluss quatschte. Imagine war ein Lied meiner Jugend. Ja. Und als John erschossen wurde, war ich traurig aber eben nicht am Boden zerstört. Ich war mit Sicherheit kein echter Fan. Aber ich war erschüttert, dass ein Musiker einfach so ermordet wurde.

Damit bei Strawberry Fields alles richtig läuft, gibt es Gary. Gary ist der Major von Strawberry Fields. Er sagt, er sei von Gott berufen, dort zu sein.
Als wir ankamen, fand ich ihn seltsam und wollte mich erst mal etwas weiter weg von ihm platzieren. Schließlich sah er nicht besonders Vertrauen erweckend aus. Ich beobachtete ihn (nicht wissend, wer er ist). Er verteilte Rosen und sprach mit den Menschen, die er kannte, streichelte die Hunde und hatte für jeden ein gutes Wort übrig. Aber er meckerte auch viel rum. Schließlich muss alles seine Ordnung haben. Langsam wurde ich warm mit ihm. Sein Lieblingsspruch für die Fotoimpressionen vor SF war: „For a photo, go down and make a peace sign!“ Und wehe, die Leute taten das nicht. Dann gab es Diskussionen. Von wegen beste Perspektive, wichtiges Zeichen und so. Haha. Sehr erquickend.

Bis hierher kann ich mir alles auch noch gut ohne ihn vorstellen. Aber wenn genug Leute da waren, erzählte er Geschichten. Von John und Woodstock und den Beatles. Das hat mir gefallen, denn er erreichte damit eine Menge Leute, die vielleicht sonst nicht verweilt hätten. Natürlich gaben ihm viele danach ein paar Dollar. Klar, ist ja auch ein hartes Geschäft … das Überleben in New York. Aber … Idee gehabt, Dollars erhalten. Soll ich ihm das verübeln? Nein. Natürlich nicht.

Ich nahm mir dann ein Herz und fragte ihn, ob wir uns zusammen fotografieren lassen könnten. Na klar, Lady! :o) Und er war sehr nett und auf einmal hatte ich das Gefühl, dass er sehr gute Manieren haben könnte … wenn er wollte. Denn so ein paar Gesten und Ausdrücke rührten von guter Erziehung. Ich hätte ihn gern nach seiner eigenen Geschichte gefragt aber da kamen schon wieder die nächsten Menschen, die etwas über John und Woodstock und die Beatles hören mussten.

Wenn ihr einmal dort seid, nehmt euch Zeit. Denn 5 Minuten reichen nicht aus, um Strawberry Fields zu verstehen. Schaut euch die Menschen an, setzt euch auf eine Bank, trinkt etwas und lasst den Ort auf euch wirken. Vielleicht bringen wir John so noch ein wenig Respekt entgegen. Ich finde, er hat es verdient.

Knusperfarben

Fotografie & Grafikdesign
Tanja Deuss


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